
Ich
habe mich also auf die Suche nach Antworten gemacht und sogar auch
welche gefunden. Diese möchte ich heute mit euch teilen, denn
höchstwahrscheinlich sind wir nicht alleine.
Da
nicht jeder ein Master der Fachausdrücke ist, noch viel über die
Genetik weiss, versuche ich euch das alles in normaler Sprache zu
vermitteln. Falls jemand etwas mehr Details haben möchte, darf er
sich gerne melden.
Kiwi's
Fellfarbe
Viele
finden Kiwi's Fellfarbe total cool, und tja, sie ist speziell und
etwas lustig, aber wohl leider hängen ihre Augenprobleme sehr eng
mit genau dieser Fellfarbe zusammen.

Melanine
sind eine Gruppe schwarzer, brauner und roter Farbpigmente die man
bei Menschen, Tieren, Pflanzen und einigen anderen Organismen findet.
Wir Menschen und Tiere haben eigene Zellen im Körper, die dieses
Melanin produzieren, die Melanozyten. Diese absorbieren einen grossen
Teil der Strahlungen, der wir draussen in der Sonne ausgesetzt
werden, und färben unsere Haut somit braun.
Doch
nicht nur in unserer Haut gibt es diese Melanine, es gibt sie unter
anderem auch im Haar, in den Augen, im Innenohr und im Hirn. Melanin
ist also das, was entscheidet, welche Haut- aber auch Augenfarbe wir
haben. Umso mehr Melanine der Körper produziert, umso dunkler wird
unsere Haut. Es gibt aber auch Menschen und Tiere, bei denen wenig
oder kein Melanin vorhanden ist, diese nennen wir Albinos. Du hast
bestimmt schon einmal ein ganz weisses Kaninchen mit leuchtend roten
Augen gesehen.
Es
gibt unterschiedliche Typen Melanin, ich werde mich in diesem Eintrag
aber auf das Eumelanin konzentrieren, da dieses das meist vorhandene
in der Haut und den Haaren, sowie Augen des Menschen und Tieres ist.
Bei Tieren und Menschen mit Albinismus ist es genau das, was fehlt.
Und
das führt uns wieder zurück zum Merle-Gen. Das, was das Merle-Gen
nämlich macht, ist dieses Eumelanin im Körper aufzuhellen. Das
Eumelanin verleiht unseren Hunden die schwarze und braune Fellfarbe.
Wird diese von dem Eumelanin aufgehellt, bekommen die Haare graue
und/oder braune Schattierungen. Auch haben viele Merlehunde sehr viel
Weiss im Fell. Durch diese Farbtupfer- und schattierungen sehen diese
Hunde also so besonders aus.
Homo
oder hetero?


Kiwi
ist ein sogenannter heterozygoter Merle, dass heisst, dass ihre
Mutter das Merle-Gen (also diese Mutation des Silver-Locus-Gen)
trägt, aber ihr Vater kein Merle ist. Man sagt und kann an vielerlei
Stellen lesen, dass heterozygote Merlehunde gesund sind und nicht mit
den typischen Problemen homozygoter zu kämpfen haben. Es gibt
tausende heterozygoter Hunde, die keine Probleme haben, und das ist
natürlich gut, nur scheint es doch einige zu geben, die trotzdem
Schäden zum Beispiel in den Augen aufgrund dieses Gens haben.
Inwieweit man überhaupt mit einer Gen-Mutation weiterzüchten
sollte, die auch im heterozygoten Zustand Probleme geben KANN, ist
eine Frage, der man meiner Meinung nach sehr viel mehr Aufmerksamkeit
widmen sollte.
Denn
wir wissen, dass diese Mutation etwas im Körper macht und das
sollten wir nicht so einfach ignorieren.
Diese
Mutation verursacht eine Aufhellung von Pigmenten, die eine wichtige
Aufgabe in unserem Körper erfüllen. Wie weiter oben im Text schon
erwähnt, absorbieren Pigmente Licht und das ist eine ziemlich
wichtige Funktion, die wir draussen im Licht brauchen. Eine Sache ist
die Haut, bei Kiwi scheint aber auch das Auge von dieser Aufhellung
betroffen zu sein.
Farbpigmente
im Auge
Und
da sind wir wieder bei den Farbpigmenten in den Augen. Diese färben
nämlich unsere Iris, oder auch Regenbogenhaut, blau, grün, blau
oder gemischt, und bestimmen so unsere Augenfarbe. Hat diese Haut zu
wenig oder keine Pigmente, wird das Auge sehr lichtempflindlich.
Normalerweise
steuert die Iris wieviel Licht durch unsere Pupille in unser Auge und
auf die Netzhaut fällt, indem sie die Pupille entweder erweitert
(mehr Licht rein) oder verengt (weniger Licht). Es scheint als
funktioniere diese Blendefunktion nicht optimal, wenn Farbpigmente im
Auge fehlen, somit wird die Netzhaut nicht ausreichend vor dem
Lichteinfall beschützt. Warum genau das so ist, weiss sich keiner so
richitg zu erklären, aber bei Menschen mit Albinismus scheint es
eine bekannte Problematik zu sein. Es scheint als sei auch das ein
Problem für Kiwi.
Als
wir vor etwas über einem Jahr zur Augenuntersuchung waren (ich
wollte einfach gerne einen Status ohne irgendeinen Verdacht zu
haben), bemerkte die Tierärztin das zwar nicht, aber da hatte Kiwi
ja auch Augentropfen bekommen, die die Pupille erweitern. Da eine
befreundete Tierärztin und ich uns aber letztens Kiwi's Augen
anguckten, wunderten wir uns, dass sich ihre Pupille kaum
verkleinerte. Erst dachten wir es sei, weil Kiwi Angst hätte und
somit nahm ich das Augeninstrument mit nach Hause, um etwas mit ihr
zu üben. Üben klappte super und Kiwi war schnell entspannt, die
Pupille benahm sich aber ungefähr gleich. Kiwi's Pupille verkleinert
sich also nicht so schnell und gut wie sie es sollte, und somit wird
sie leicht geblendet.
Der
Grad der Lichtempfindlichkeit ist von Mensch zu Mensch und wohl auch
von Tier zu Tier verschieden. Es sagt sich von selbst, dass ein
geblendetes Auge schlechter sieht, somit sehen diese Menschen und
Tiere leider etwas schlechter, zumindest wenn sie sich in starkem
Licht aufhalten. Ich habe natürlich einen kleinen Selbstversuch
gestartet und bin mit zusammengekniffenen Augen durch die Welt
gewandert. Ich muss zugeben, dass ich da bisher nicht gross drüber
nachgedacht habe. Nach diesem Versuch kann ich mir nicht vorstellen,
dass Kiwi draussen gut sieht. Ausserdem frage ich mich, ob sie nicht
auch Kopfschmerzen von diesem Gekneife bekommt, ich merkte zumindest
sehr deutlich wie angenehm es war diese Muskeln wieder zu entspannen.

Nordische
Rassen wie zum Beispiel die Huskies produzieren extra viel Melanin
und haben eine extra dicke Pigmentschicht im hinteren Teil des Auges,
diese Rassen vertragen auch trotz der blauen Augenfarbe sehr starkes
Licht. Das Merle-Gen ist nur eine der Ursachen der blauen Augenfarbe
bei Hunden, also sind nicht alle Hunde mit blauen Augen genetisch
Merlehunde. Viele Merlehunde haben blaue oder auch gemischte Augen,
das heisst, Augen mit unterschiedlichen Farben auf den Augen oder
auch wie Kiwi zwei Farben im gleichen Auge. Ihre Augen sind innen
blau und haben aussen einen hellbraunen Ring. Diese Farbkombination
verursacht das Merle-Gen und somit fehlen Kiwi wichtige Pigmente im
Auge.
Tapetum
– was?
Es
scheint auch als fehle Kiwi das Tapetum lucidum, eine Schicht im
hinteren Teil des Auges, die Licht reflektiert. Das Tapetum lucidum
reflektiert das ins Auge fallende Licht zurück auf die Netzhaut,
damit das Tier im Dunkeln besser sieht. Die meisten von Euch werden
bestimmt schon einmal gemerkt haben, dass Hundeaugen in der Regel
grün- oder auch gelblich schimmern, wenn man sie anleuchtet, diesen
Effekt verursacht diese Schicht. Wenn diese Schicht nicht vorhanden
ist, bei manchen kann das auch nur bei einem Auge der Fall sein,
leuchten die Augen rötlich. Man leuchtet sozusagen direkt auf die
Blutgefässe im hinteren Auge, genau wie bei uns Menschen auch (das
zeigt sich immer so besonders gut, wenn der Fotograf einen Blitz
verwendet). Bei Kiwi sieht man auch, dass das Rote zum Teil durch den
blauen Teil ihrer Iris leuchtet, also dort wo die Pigmente fehlen.
Es
ist nicht bewiesen, dass Hunde, denen das Tapetum lucidum fehlt,
schlechter im Dunkeln sehen, aber es ist auch nicht bewiesen, dass
sie genauso gut sehen wie Hunde, bei denen das vorhanden ist. Ich bin
mir unsicher ob Kiwi im Dunkeln oder in der Dämmerung besser sieht.
Was man aber weiss ist, dass das Tapetum lucidum zur Kontrolle der
Streuung des Lichtes im Auge beiträgt. Hunde, denen dieses also
fehlt, werden durch diese unkontrolliertere Streuung leichter
geblendet. Auch wenn das nicht der Hauptgrund von Kiwi's Problemen
ist, macht es die Sache sicher nicht besser.
Auf
der Netzhaut im hinteren Teil des Auges befindet sich eine Schicht
mit Pigmenten, die einen Teil des Lichts absorbieren. Auch diese
Pigmente scheinen Kiwi zu fehlen. Wenn man in ihre Augen leuchtet,
sieht man dort direkt auf die Blutgefässe. Kiwi fehlen also wichtige
Pigmente im vorderen und im hinteren Teil des Auges, der
Regenbogenhaut (Iris) und der Netzhaut, die sie, zusammnen mit der
Blendefunktion, gegen zu starkes Licht beschützen sollen.
Bei
Menschen mit Albinismus weiss man, dass sich der Sehnerv aufgrund des
Pigmentmangels nicht normal entwickelt. Ob das bei Kiwi der Fall ist,
weiss ich nicht. Auch kann ich nicht mit Sicherheit sagen, dass sie
an einer Sehschwäche leidet, doch sehe ich, dass sie in manchen
Situationen besonders auf langem Abstand Probleme zu haben scheint.
Die
Symptome

Bisher
ist es nie passiert, dass Kiwi irgendwo gegen etwas gelaufen ist, so
dass ich mir Gedanken über ihre Sehschärfe gemacht habe. Sie
klettert, balanciert, tobt und rennt über Wiesen und durch Wälder
wie ein ganz normaler Hund. Das Einzige was mir auffällt ist nur,
dass sie Dinge auf längerem Abstand nicht gut zu sehen und somit
schlechter einorden zu können scheint. Und da hilft es natürlich
auch nicht, die Augen zusammen zu kneifen.
Und
jetzt?

Was kann man da jetzt machen? Eine gute Frage für die ich, und leider auch die Fachleute, kein gutes Fazit habe. Unglücklicherweise kann man nicht einfach mehr Pigmente ins Auge zaubern.
Somit
musste ich nach anderen Lösungen suchen. Vor kurzem habe ich also
eine spezielle Sonnenbrille für Kiwi bestellt, die endlich nach was
Ordentlichem aussieht und solide, angenehm und hoffentlich endlich
besser als, das was wir bisher probiert haben, zu sein scheint. Zu
der Brille mache ich einen eigenen Eintrag.
Im
Ausgangspunkt denke ich, dass sie diese Brille draussen trägt. Wir
müssen ein bisschen testen wie sie die Brille findet und wieviel sie
sie tragen möchte. Meinetwegen kann sie die gerne die ganze Zeit
tragen, wenn sie draussen ist, am wichtigsten finde ich es aber in
starkem Licht und im Schnee. Drinnen denke ich, dass sie ohne klar
kommt, zumindest solange die Sonne nicht durchs Fenster scheint, was
aber selten der Fall ist.
Ausser
der Sonnenbrille versuche ich es immer zu ermöglichen, dass Kiwi
sich in dunklere Umgebungen zurückziehen kann. Drinne habe ich oft
die Gardinen vorgezogen, so dass es tagsüber angenehmn dunkel für
Kiwi ist. Sie liebt es, in der Sonne zu liegen, kann sich aber immer
irgendwo an einen Schattenplatz zurückziehen. Auch umgehe ich
Spaziergänge mitten am Tag, wenn die Sonne stark scheint.
Während
meiner Recherche für diesen Eintrag habe ich auch von Hunden
gelesen, die anfangen zu jaulen wenn sie raus in die Sonne müssen
und erst zur Dämmerung oder im Dunkeln raus wollen. Einige Hunde
scheinen wirklich grosse Probleme zu haben und das ist natürlich
sehr traurig. Für Kiwi scheint es glücklicherweise ein nicht
grösseres Problem zu sein, als dass sie ihre Augen sehr
zusammenkneift. Zwar ist das durchaus nicht angenehm, und eventuell
beeinträchtigt das auch ihre Sehstärke, ich bin aber natürlich
froh, dass sie einigermassen gut damit klarkommt, und hoffe die
Sonnenbrille kann es angenehmer für sie machen.
Jeder
sollte sich doch ohne unangenehmes Empfinden draussen aufhalten
können!
PS:
Erzählt mir gerne von euren Erfahrungen mit Merlehunden und
Lichtempfindlichkeit!
Quellen:
- Normal color variations of the canine ocular fundus, a retrospective study in Swedish dogs
- The Merle Gene and Multiple Ocular Abnormalities
- Augenveränderungen beim Merlesyndrom des Hundes (Eye changes in the merle syndrome in the dog)
- Norsk Forening for Albinisme
- Dog Coat Colour Genetics
- Das Hundeauge
- EYE COLOR : WINDOWS OF THE AUSSIE SOUL
- Dogs with Blue Eyes – The Causes and Dangers