Montag, 28. Mai 2018

Kiwi ist lichtempfindlich – ist die Fellfarbe Schuld?

Kiwi hat Probleme mit ihren Augen, das wissen viele von denen, die uns regelmässig sehen. Kiwi ist unheimlich lichtempfindlich, und das scheint der Grund zu sein, dass sie ab und zu schlecht zu sehen scheint.

Ich habe mich also auf die Suche nach Antworten gemacht und sogar auch welche gefunden. Diese möchte ich heute mit euch teilen, denn höchstwahrscheinlich sind wir nicht alleine.

Da nicht jeder ein Master der Fachausdrücke ist, noch viel über die Genetik weiss, versuche ich euch das alles in normaler Sprache zu vermitteln. Falls jemand etwas mehr Details haben möchte, darf er sich gerne melden.

Kiwi's Fellfarbe
Viele finden Kiwi's Fellfarbe total cool, und tja, sie ist speziell und etwas lustig, aber wohl leider hängen ihre Augenprobleme sehr eng mit genau dieser Fellfarbe zusammen.

Diese Fellfarbe heisst «Merle» und oft sieht man sie bei Rassen wie dem Australian Sheperd oder dem Shetland Sheepdog. Die Fellfarbe hängt mit dem Merle-Gen zusammen. Das Merle-Gen ist eine Mutation des Silver-Locus-Gens. Die Mutation dieses Gens wird oft bei Mäusen, Pferden und Hühnern beschrieben und verleiht diesen extravagantere Färbungen. Beim Hund nennen wir diese Mutation Merle. Das Silver-Locus-Gen spielt eine wichtige Rolle in der Synthese der Farbstoffe, auch Melanine genannt.

Melanine sind eine Gruppe schwarzer, brauner und roter Farbpigmente die man bei Menschen, Tieren, Pflanzen und einigen anderen Organismen findet. Wir Menschen und Tiere haben eigene Zellen im Körper, die dieses Melanin produzieren, die Melanozyten. Diese absorbieren einen grossen Teil der Strahlungen, der wir draussen in der Sonne ausgesetzt werden, und färben unsere Haut somit braun.

Doch nicht nur in unserer Haut gibt es diese Melanine, es gibt sie unter anderem auch im Haar, in den Augen, im Innenohr und im Hirn. Melanin ist also das, was entscheidet, welche Haut- aber auch Augenfarbe wir haben. Umso mehr Melanine der Körper produziert, umso dunkler wird unsere Haut. Es gibt aber auch Menschen und Tiere, bei denen wenig oder kein Melanin vorhanden ist, diese nennen wir Albinos. Du hast bestimmt schon einmal ein ganz weisses Kaninchen mit leuchtend roten Augen gesehen.

Es gibt unterschiedliche Typen Melanin, ich werde mich in diesem Eintrag aber auf das Eumelanin konzentrieren, da dieses das meist vorhandene in der Haut und den Haaren, sowie Augen des Menschen und Tieres ist. Bei Tieren und Menschen mit Albinismus ist es genau das, was fehlt.

Und das führt uns wieder zurück zum Merle-Gen. Das, was das Merle-Gen nämlich macht, ist dieses Eumelanin im Körper aufzuhellen. Das Eumelanin verleiht unseren Hunden die schwarze und braune Fellfarbe. Wird diese von dem Eumelanin aufgehellt, bekommen die Haare graue und/oder braune Schattierungen. Auch haben viele Merlehunde sehr viel Weiss im Fell. Durch diese Farbtupfer- und schattierungen sehen diese Hunde also so besonders aus.

Homo oder hetero?
Ich werde nicht allzu viel zu den Verpaarungen von Hunden, die das Merle-Gen tragen, sagen, halte es aber für sehr wichtig zu erwähnen, dass man NIE zwei Träger, also zwei Hunde mit dieser Fellfarbe oder diesem Gen-Codes (nicht alle haben die typische Farbe), verpaaren sollte. Mehr zum Erbgang und den unterschiedlichen Ergebnissen könnt ihr zum Beispiel hier lesen.

Möchte man mit Merlehunden züchten, sollte man sehr gut Bescheid wissen, denn verdoppelt man dieses Gen, können da traurige und unnötige Ergebnisse bei raus kommen. Sogenannte homozygote Merlehunde (merle + merle = double merle) haben meist grosse Gesundheitsprobleme wie Blindheit, Taubheit, werden oft mit Missbildungen geboren und versterben im jungen Alter.

Kiwi ist ein sogenannter heterozygoter Merle, dass heisst, dass ihre Mutter das Merle-Gen (also diese Mutation des Silver-Locus-Gen) trägt, aber ihr Vater kein Merle ist. Man sagt und kann an vielerlei Stellen lesen, dass heterozygote Merlehunde gesund sind und nicht mit den typischen Problemen homozygoter zu kämpfen haben. Es gibt tausende heterozygoter Hunde, die keine Probleme haben, und das ist natürlich gut, nur scheint es doch einige zu geben, die trotzdem Schäden zum Beispiel in den Augen aufgrund dieses Gens haben. Inwieweit man überhaupt mit einer Gen-Mutation weiterzüchten sollte, die auch im heterozygoten Zustand Probleme geben KANN, ist eine Frage, der man meiner Meinung nach sehr viel mehr Aufmerksamkeit widmen sollte. 
 
Denn wir wissen, dass diese Mutation etwas im Körper macht und das sollten wir nicht so einfach ignorieren.

Diese Mutation verursacht eine Aufhellung von Pigmenten, die eine wichtige Aufgabe in unserem Körper erfüllen. Wie weiter oben im Text schon erwähnt, absorbieren Pigmente Licht und das ist eine ziemlich wichtige Funktion, die wir draussen im Licht brauchen. Eine Sache ist die Haut, bei Kiwi scheint aber auch das Auge von dieser Aufhellung betroffen zu sein.

Farbpigmente im Auge
Und da sind wir wieder bei den Farbpigmenten in den Augen. Diese färben nämlich unsere Iris, oder auch Regenbogenhaut, blau, grün, blau oder gemischt, und bestimmen so unsere Augenfarbe. Hat diese Haut zu wenig oder keine Pigmente, wird das Auge sehr lichtempflindlich.

Normalerweise steuert die Iris wieviel Licht durch unsere Pupille in unser Auge und auf die Netzhaut fällt, indem sie die Pupille entweder erweitert (mehr Licht rein) oder verengt (weniger Licht). Es scheint als funktioniere diese Blendefunktion nicht optimal, wenn Farbpigmente im Auge fehlen, somit wird die Netzhaut nicht ausreichend vor dem Lichteinfall beschützt. Warum genau das so ist, weiss sich keiner so richitg zu erklären, aber bei Menschen mit Albinismus scheint es eine bekannte Problematik zu sein. Es scheint als sei auch das ein Problem für Kiwi.


Als wir vor etwas über einem Jahr zur Augenuntersuchung waren (ich wollte einfach gerne einen Status ohne irgendeinen Verdacht zu haben), bemerkte die Tierärztin das zwar nicht, aber da hatte Kiwi ja auch Augentropfen bekommen, die die Pupille erweitern. Da eine befreundete Tierärztin und ich uns aber letztens Kiwi's Augen anguckten, wunderten wir uns, dass sich ihre Pupille kaum verkleinerte. Erst dachten wir es sei, weil Kiwi Angst hätte und somit nahm ich das Augeninstrument mit nach Hause, um etwas mit ihr zu üben. Üben klappte super und Kiwi war schnell entspannt, die Pupille benahm sich aber ungefähr gleich. Kiwi's Pupille verkleinert sich also nicht so schnell und gut wie sie es sollte, und somit wird sie leicht geblendet.

Der Grad der Lichtempfindlichkeit ist von Mensch zu Mensch und wohl auch von Tier zu Tier verschieden. Es sagt sich von selbst, dass ein geblendetes Auge schlechter sieht, somit sehen diese Menschen und Tiere leider etwas schlechter, zumindest wenn sie sich in starkem Licht aufhalten. Ich habe natürlich einen kleinen Selbstversuch gestartet und bin mit zusammengekniffenen Augen durch die Welt gewandert. Ich muss zugeben, dass ich da bisher nicht gross drüber nachgedacht habe. Nach diesem Versuch kann ich mir nicht vorstellen, dass Kiwi draussen gut sieht. Ausserdem frage ich mich, ob sie nicht auch Kopfschmerzen von diesem Gekneife bekommt, ich merkte zumindest sehr deutlich wie angenehm es war diese Muskeln wieder zu entspannen.

Zurück zur Augenfarbe: normalerweise haben Hunde dunkelbraune Augen. Es gibt aber auch Hunde, die hellere Brauntöne oder auch blaue Augen haben.
Nordische Rassen wie zum Beispiel die Huskies produzieren extra viel Melanin und haben eine extra dicke Pigmentschicht im hinteren Teil des Auges, diese Rassen vertragen auch trotz der blauen Augenfarbe sehr starkes Licht. Das Merle-Gen ist nur eine der Ursachen der blauen Augenfarbe bei Hunden, also sind nicht alle Hunde mit blauen Augen genetisch Merlehunde. Viele Merlehunde haben blaue oder auch gemischte Augen, das heisst, Augen mit unterschiedlichen Farben auf den Augen oder auch wie Kiwi zwei Farben im gleichen Auge. Ihre Augen sind innen blau und haben aussen einen hellbraunen Ring. Diese Farbkombination verursacht das Merle-Gen und somit fehlen Kiwi wichtige Pigmente im Auge.

Tapetum – was?
Es scheint auch als fehle Kiwi das Tapetum lucidum, eine Schicht im hinteren Teil des Auges, die Licht reflektiert. Das Tapetum lucidum reflektiert das ins Auge fallende Licht zurück auf die Netzhaut, damit das Tier im Dunkeln besser sieht. Die meisten von Euch werden bestimmt schon einmal gemerkt haben, dass Hundeaugen in der Regel grün- oder auch gelblich schimmern, wenn man sie anleuchtet, diesen Effekt verursacht diese Schicht. Wenn diese Schicht nicht vorhanden ist, bei manchen kann das auch nur bei einem Auge der Fall sein, leuchten die Augen rötlich. Man leuchtet sozusagen direkt auf die Blutgefässe im hinteren Auge, genau wie bei uns Menschen auch (das zeigt sich immer so besonders gut, wenn der Fotograf einen Blitz verwendet). Bei Kiwi sieht man auch, dass das Rote zum Teil durch den blauen Teil ihrer Iris leuchtet, also dort wo die Pigmente fehlen.

Es ist nicht bewiesen, dass Hunde, denen das Tapetum lucidum fehlt, schlechter im Dunkeln sehen, aber es ist auch nicht bewiesen, dass sie genauso gut sehen wie Hunde, bei denen das vorhanden ist. Ich bin mir unsicher ob Kiwi im Dunkeln oder in der Dämmerung besser sieht. Was man aber weiss ist, dass das Tapetum lucidum zur Kontrolle der Streuung des Lichtes im Auge beiträgt. Hunde, denen dieses also fehlt, werden durch diese unkontrolliertere Streuung leichter geblendet. Auch wenn das nicht der Hauptgrund von Kiwi's Problemen ist, macht es die Sache sicher nicht besser.

Noch mehr Pigmente und Sichtschärfe
Auf der Netzhaut im hinteren Teil des Auges befindet sich eine Schicht mit Pigmenten, die einen Teil des Lichts absorbieren. Auch diese Pigmente scheinen Kiwi zu fehlen. Wenn man in ihre Augen leuchtet, sieht man dort direkt auf die Blutgefässe. Kiwi fehlen also wichtige Pigmente im vorderen und im hinteren Teil des Auges, der Regenbogenhaut (Iris) und der Netzhaut, die sie, zusammnen mit der Blendefunktion, gegen zu starkes Licht beschützen sollen.

Bei Menschen mit Albinismus weiss man, dass sich der Sehnerv aufgrund des Pigmentmangels nicht normal entwickelt. Ob das bei Kiwi der Fall ist, weiss ich nicht. Auch kann ich nicht mit Sicherheit sagen, dass sie an einer Sehschwäche leidet, doch sehe ich, dass sie in manchen Situationen besonders auf langem Abstand Probleme zu haben scheint.

Die Symptome
Bei Kiwi zeigt sich ihre Lichtempfindlichkeit durch ein ausgeprägtes Zusammenkneifen der Augen. Dieses Gekneife ist so ausgeprägt, dass es nicht nur mir auffällt, sondern auch vielen um uns herum. Ihre Augen können auch anfangen zu tränen, wenn sie in der Sonne sitzt, was sie sonst kaum tun. Draussen kneift sie fast immer ihre Augen zusammen so, dass sie nur zwei Schlitze im Gesicht hat, auch wenn der Himmel grau ist. Spät am Abend in der Dämmerung geht es einigermassen, aber tagsüber ist es selten, dass ihre Augen ganz normal sind. Auch drinnen kann sie im starken Licht (durch die Fenster) ihre Augen zusammen kneifen. Künstliches Licht scheint angenehmer für sie zu sein. Glücklicherweise hat Kiwi bisher nie einen Sonnebrand gehabt, das berichten nämlich einige andere Hundebesitzer von Hunden mit manglenden Pigmenten.

Bisher ist es nie passiert, dass Kiwi irgendwo gegen etwas gelaufen ist, so dass ich mir Gedanken über ihre Sehschärfe gemacht habe. Sie klettert, balanciert, tobt und rennt über Wiesen und durch Wälder wie ein ganz normaler Hund. Das Einzige was mir auffällt ist nur, dass sie Dinge auf längerem Abstand nicht gut zu sehen und somit schlechter einorden zu können scheint. Und da hilft es natürlich auch nicht, die Augen zusammen zu kneifen.

Und jetzt?
Kurz zusammegefasst kann man also sagen, dass das Merle-Gen bei Kiwi nicht nur die Pigmente im Fell, sondern auch in den Augen aufgehellt, und somit zu ihrer Lichtempfindlichkeit geführt hat.

Was kann man da jetzt machen? Eine gute Frage für die ich, und leider auch die Fachleute, kein gutes Fazit habe. Unglücklicherweise kann man nicht einfach mehr Pigmente ins Auge zaubern.

Somit musste ich nach anderen Lösungen suchen. Vor kurzem habe ich also eine spezielle Sonnenbrille für Kiwi bestellt, die endlich nach was Ordentlichem aussieht und solide, angenehm und hoffentlich endlich besser als, das was wir bisher probiert haben, zu sein scheint. Zu der Brille mache ich einen eigenen Eintrag.

Im Ausgangspunkt denke ich, dass sie diese Brille draussen trägt. Wir müssen ein bisschen testen wie sie die Brille findet und wieviel sie sie tragen möchte. Meinetwegen kann sie die gerne die ganze Zeit tragen, wenn sie draussen ist, am wichtigsten finde ich es aber in starkem Licht und im Schnee. Drinnen denke ich, dass sie ohne klar kommt, zumindest solange die Sonne nicht durchs Fenster scheint, was aber selten der Fall ist.

Ausser der Sonnenbrille versuche ich es immer zu ermöglichen, dass Kiwi sich in dunklere Umgebungen zurückziehen kann. Drinne habe ich oft die Gardinen vorgezogen, so dass es tagsüber angenehmn dunkel für Kiwi ist. Sie liebt es, in der Sonne zu liegen, kann sich aber immer irgendwo an einen Schattenplatz zurückziehen. Auch umgehe ich Spaziergänge mitten am Tag, wenn die Sonne stark scheint.

Während meiner Recherche für diesen Eintrag habe ich auch von Hunden gelesen, die anfangen zu jaulen wenn sie raus in die Sonne müssen und erst zur Dämmerung oder im Dunkeln raus wollen. Einige Hunde scheinen wirklich grosse Probleme zu haben und das ist natürlich sehr traurig. Für Kiwi scheint es glücklicherweise ein nicht grösseres Problem zu sein, als dass sie ihre Augen sehr zusammenkneift. Zwar ist das durchaus nicht angenehm, und eventuell beeinträchtigt das auch ihre Sehstärke, ich bin aber natürlich froh, dass sie einigermassen gut damit klarkommt, und hoffe die Sonnenbrille kann es angenehmer für sie machen.

Jeder sollte sich doch ohne unangenehmes Empfinden draussen aufhalten können!

PS: Erzählt mir gerne von euren Erfahrungen mit Merlehunden und Lichtempfindlichkeit!


Quellen:

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