Mittwoch, 26. September 2018

Besuch vom Windelschubser

Woohoo, jetzt ist endlich der lang ersehnte Besuch aus Deutschland da: Mama's Neffe, ihre Schwester und ihre Eltern. Mama ist glücklich und so zufrieden endlich wieder Zeit mit dem Kleinen verbringen zu können. Und der Kleine findet es auch ganz toll endlich wieder mit seiner Tante zusammen zu sein, er ruft sogar ganz oft nach ihr, wenn sie nicht da ist. Leela und ich finden das alles ganz nett, Besuch ist immer gut und ich mag den Kleinen mit seinem dicken Windelpo ja. Irgendwie komisch, oder? Da findet man die meisten Kinder so naja...ok...wenn sie was Leckeres haben und gut kraueln können...und dann kommt so ein kleiner Pupser in die Familie und schwupps ist es passiert.
Ich bin einfach zu schwach! Was mir aber auffällt ist, dass dieser Windelzwerg doch echt meint er könnte seine Tante für sich alleine haben und mich von ihrem Schoss runter schubsen. Frechheit! Aber Mama sagt, dass auch weiterhin für alle Platz auf ihrem Schoss ist. Und somit sitzen wir jetzt einfach alle auf ihren Beinen und lassen diese taub werden.

Spät am Samstag kamen die alle endlich bei uns auf der Hütte an. Die Fähren fuhren nicht, so dass sie viel später als geplant ankamen. Eine Nacht in Dänemark verbrachten sie auch, bevor sie dann eine ganz andere Fähre nahmen und über Schweden zu uns kamen. Wir waren dann schon oben und hatten die Hütte aufgewärmt, denn so ein Windelpo muss es ja warm haben. Am Sonntag haben die ausgepackt und alles an ihren Platz geräumt. Mama, Tante und der Windelpo sind eine Runde mit uns spazierengegangen und alle waren ziemlich früh im Bett. Wir haben übrigens voll viel Cooles aus Deutschland mitgebracht bekommen und sind für die nächsten Jahre mit Kauartikeln versorgt.

Am Montag waren wir eine Runde wandern und haben die Kinderkarre des Windelschubsers mal so richtig offroad getestet, über Stock und Stein! Das hat auch ganz gut geklappt. Der Windelschubser ist ein bisschen selbst gelaufen, da war das mit dem Wandern (also Vorwärtskommen) so eine Sache, dann wurde er von Tante, Mama und Opa getragen und hat zum Schluss in seiner Kinderkarre geschlafen und wir konnten endlich marschieren. Wieder zurück auf der Hütte wollte er im "Uota" (=Auto) "Tatu" machen, also rumfahren. Das hat Tante natürlich mit ihm gemacht, wir waren selbstverständlich dabei, damit die Beiden die Geschwindigkeitsgrenze auch ja nicht überschreiten. "Tatu tata" singend sind wir dann also mit ungefähr 10 Kilometern die Stunde den Weg zur Hütte rauf und runter gefahren. Wie gut, dass uns keiner gesehen hat!

Am Nachmittag sind wir schliesslich nach Hause gefahren und die Anderen zum Duschen nachgekommen. Der Windelschubser wurde schnell geduscht und dann von seiner Tante abgetrocknet und wieder verpackt. Ich hab ihn mir noch mal etwas gründlicher angeguckt, so ohne seine Windel ist der ganz schon nackig. Gut angezogen und sauber hat er dann mit seiner Tante gespielt, während seine Mama endlich mal in Ruhe duschen konnte. Das scheint nämlich nicht so oft zu passieren. Solche Windelschubser sind scheinbar echte Kletten. Ich habe mich dazu gesetzt und denen zugeschaut. Zwar muss man echt etwas aufpassen, dann mit der noch etwas unstabilen Körperkontrolle des Windelschubsers kann schnell mal ein Spielzeug durch die Luft fliegen. Das kenne ich aber schon von Leela, die schmeisst andauernd ihre Spielzeuge oder Kauartikel durch die Luft, und lass mich davon wenig beeindrucken. Mama passt natürlich ganz doll auf, dass ich keine Spielzeuge auf den Kopf bekomme oder der Pupser auf mir landet, wenn er die Balance verliert.
Ab und zu dreht er sich zu mir um und sagt "Ei", da will er mich anpatschen. Das müssen wir noch etwas üben, sein Gekraule ist noch nicht perfektioniert. Aber ich denke mal so ein oder zwei Jahre und der füttert und krauelt wie ein Weltmeister.

Gestern waren die alle shoppen, wir haben im Auto geschlafen. Das ging wohl auch wieder sehr sehr schnell voran mit dem Pupser, aber Mama fand zum Schluss irgendwo ein Autoeinkaufswagen und dann ging das Shoppen richtig gut. Was gegessen haben sie auch (da hätten sie uns mal mitnehmen können!) und der Kleine hat lieb Küsschen verteilt. Im Kinderladen waren sie auch, also da wo man Spielzeuge (keine Kinder) kaufen kann. Da waren Mama und er sogar rutschen. So wirklich gross geshoppt hat aber keiner, Mama hat mit dem Kleinen im "Uota"ein paar Kuschelpullover gekauft und Tante sich einen Frozen Yoghurt geholt. Opa auch, und Oma hat ein Softeis gegessen. Das hat der Windelschubser ihr dann erst einmal weggefuttert. Mama isst sowas im Moment nicht, die ist auf Diät. Danach war Mama erst einmal gut platt, hat noch schnell etwas zu essen eingekauft und ist dann mit uns nach Hause. Die Anderen waren noch in einem anderen Laden, haben auch etwas zu futtern eingekauft und sind dann wieder zurück auf die Hütte.

Wir haben eine kleine Runde geschlafen und dann habe ich Mama geweckt, damit sie uns was zum Abendessen macht. Den Abend haben wir dann mit neuen kreativen Ideen verbracht, Mama näht mir nämlich ein neues Geschirr.

Dazu aber später mehr, jetzt müssen wir sie zur Physiotherapie bringen. Euch einen schönen Tag!

Montag, 17. September 2018

Nähanleitung: Mantel für den Hund



Da Kiwi irgendwie keinem der Standardformate für Hundemäntel entspricht, und ich gerne meine Kreativitet herausfordere, zeige ich euch in diesem Eintrag wie ich ihre Mäntel nähe. Inzwischen sind es einige Exemplare für sie, sowohl auch ein paar andere Hunde, geworden. Dieser Mantel, den wir gleich nähen, ist relativ einfach und schnell genäht. Zwar habe ich über die Jahre doch einige kleine Änderungen an Kiwi's Muster vorgenommen, aber so viel hat sich nicht geändert.

Ich möchte für meine Hunde Kleidung, die gut sitzt, ein bisschen was aushält und vor allem ihren Zweck erfüllt. Inzwischen nähe ich sehr viel in Wolle, da Wolle gut wärmt und auch nass diese Funktion nicht verliert. Auch ihre Pfotensocken sind in Wolle. Bei einigen Mänteln habe ich Gore-Tex als äusserste Schicht, um  auch eine wasserabweisende Funktion hinzuzufügen. Wir haben aber auch ein paar Mäntel in nur Fleece oder Kombination mit Dore-Tex. Den Mantel, für den ich euch heute eine Anleitung zeige, habe ich in solch einer Kombination genäht.

Bei dem Design des Mantels sind euch keine Grenzen gesetzt. Wählt den Stoff (oder die Stoffe) und die Farben die ihr gerne mögt, näht schicke Knöpfe drauf oder bestickt sie. Solange der Mantel den Hund wärmt oder vor Regen beschützt ist das Meiste erlaubt. Ich mag Lilatöne und kleine Verzierungen, aber zu viel Glitzer und zu kitschig ist eher nicht mein Ding. Kiwi ist schon sehr gemustert, so dass ich einfarbige Stoffe an ihr angenehmer finde. Zu viele Perlen passen nicht zu ihrem Image, aber auf ein paar konnten wir uns einigen. 

LOS GEHT 'S!
Machen wir uns ans Werk. Das hier braucht ihr:
  • eine gute Schere, ein Massband, Stift und Papier (Backpapier funktioniert super)
  • Stoff für den Mantel (hier habe ich Gore-Tex für die äussere Schicht und Fleece für das Futter verwendet)
  • Nähnadeln
  • Klettverschluss
  • Nähmaschine
  • eventuell ein paar Knöpfe oder Perlen

1. MUSTER ZEICHNEN
Um einen Mantel für genau deinen Hund nähen zu können müssen wir uns natürlich ein Muster basteln, und dazu brauchen wir ein paar Masse. Wenn der Hund schon einen Mantel hat mit dem du sehr zufrieden bist kann dieser gerne als ein Ausgangspunkt verwendet werden, eventuell mit ein paar Anpassungen. Sonst musst du dir deinen Hund und das Massband schnappen und einmal von vorne bis hinten vermessen.

Für den Mantel brauchen wir 3 Stücke. Auf der Abbildung habe ich diese aufgezeichnet. Ich bevorzuge ein Halsstück an dem Mantel, man muss es aber nicht haben. Denkt dran, dass ihr den Stoff doppelt legen müsst, wenn ihr den Hauptteil ausschneidet (Entlang der Linie A faltet ihr den Stoff).

Diese Masse braucht ihr:

Hauptteil
  • Rückenlänge A bis B (Nacken bis Schwanzansatz)

  • Wie weit runter der Mantel auf dem Oberschenkel des Hundes runterhängen soll, also von oben auf dem Hintern und runter

  • Genau das Gleiche vorne auf der Schulter

  • B bis C ist cirka der halbe Umfang des Halses

  • C bis D messen wir unterhalb des Kinns bis zum Brustbein cirka

  • D bis E ist die Rückenlänge plus das, was über den Hintern des Hundes hängen soll
Bauch-/Brustteil
  • Von der Brust bis dahin messen, wo das Bauchstück aufhören soll (bei Hündinnen kann das gerne etwas länger sein um den ganzen Bauch zu bedecken)

  • Abstand zwischen den Beinen messen, um die Breite des Stückes zu bestimmen

  • Einmal um die dickste Stelle des Brustkorbes messen und ein paar Centimeter dazu geben

  • Wie breit der „Streifen“ um den Bauch sein soll ist eine Geschmackssache, bei Rüden daran denken, dass mitten auf dem Bauch etwas hängt und das genug Platz braucht 
Halsstück
  • Umfang des Halses ausmessen, beziehungsweise kann man hier frei wählen ob das Stück geschlossen oder offen sein soll. Soll es geschlossen sein, muss das Stück mindestens die Länge des Halsumfangs haben (bei grossen Köpfen des Kopfumfang) und gerne ein paar Centimeter mehr, so dass das Stück nicht zu eng ist.

  • Die Breite des Stückes sollte angenehm für den Hund sein, für viele Hunde reicht die Länge des Nackens
ACHTUNG! An die Nahtzugabe denken, sonst wird der Mantel zu eng. Fällt es dir schwer auf weissem Papier zu zeichnen kann kariertes Papier besonders für die Linien besser funktionieren.

2. STOFF ZUSCHNEIDEN 
Das Muster ist fertig, jetzt zeichnen wir auf dem Stoff auf und schneiden unsere Stücke aus. Denkt dran den Stoff für das Hauptteil doppelt zu legen. Auch brauchen wir jedes Stück in beiden Stoffen. Also in Gore-Tex und in Fleece. Wenn man keine Fütterung, beziehungsweise doppelte Schicht möchte, verwendet man natürlich nur den einen Stoff.

3. SCHICHTEN ZUSAMMENNÄHEN
 Wenn du zwei Stoffe gewählt hast musst du die beiden Schichten zusammennähen. Hier hast du zwei Möglichkeiten. Entweder nähst du die beiden Stoffe einfach auffeinander und benutzt dann ein Zierband für die Kante, oder du nähst sie auf rechts, lässt ein kleines Stück ungenäht und stülpst sie dann um. Ich mache letzteres. Pass gut auf, dass die beiden Stoffe gut und vor allem überall zusammenhängen, so umgehst du es später kleine Löcher zu entdecken.

4. PROBIEREN, PROBIEREN, IRGENDWANN KLAPPT ES
Jetzt haben wir alle die Stücke, die wir brauchen, und können mit der Näherei beginnen. Schneid die zwei Mal zwei Streifen mit Klettverschluss zurecht, den brauchen wir für die Brust und den Bauchstreifen.

  • Teil 1 und 2 aneinander nähen, gleichzeitig kann der Klettverschluss vernäht werden. Du kannst aber auch Beides einzeln machen. Denk daran die andere Seite des Verschlusses auch anzunähen.

  • Klettverschlüsse an den Enden des Bauchstreifens festnähen.

  • Den Kragen/Hals montieren und festnähen

  • Wenn du zum Beispiel Reflektorenstreifen auf dem Mantel möchtest, können diese jetzt befestigt werden. Es gibt welche die kleben, meiner Erfahrung nach sitzen diese aber eher schlecht. Ich habe sie einfach angenäht.

  • Damit der Mantel am Hinterteil etwas besser anliegt, habe ich zwei Faltkanten am Ende des Mantels genäht. Auch kann man auf der Innenseite des Mantels ein Gummiband festnähen, was dann um das Bein des Hundes liegt und den Mantel enger am Körper liegen lässt.

  • Dann wird verziert. Ich wollte ganz gerne, dass der Mantel hinten an den Beinen etwas schwerer ist, so dass er an den Hinterbeinen gut hängt. Dafür habe ich ein paar Perlen verwendet und den Mantel bestickt. 

    Knöpfe, Stoffetzen oder anderes kann dem Mantel einen coolen Look geben, lasst eurer Kreativität freien Lauf!


So, der Mantel ist jetzt fertig und ich hoffe ihr zufrieden! 
 

Montag, 10. September 2018

Krallenpflege - Alptraum oder Traum?

Die Krallenpflege – für manche eine supereinfache Sache, für andere die Hölle. Und mit Hölle meine ich wirlich den Alptraum schlechthin. Ein zappelnder Hund, mit Panick gefüllte Augen und ein in Schweiss gebadeter Besitzer. Keiner hat Spass, beide hassen es. Nicht ganz unbekannt, aber darüber reden tun wenige. Krallenpflege ist nicht immer eine einfache Sache.

Das kann selbstverständich unterschiedliche Ursachen haben und nicht immer ist der Besitzer Schuld. Manchmal gibt es keinen offensichtlichen Grund warum der Hund, der ja sonst alles mit sich machen lässt, so ein Theater veranstaltet. Vielleicht hat da jemand einmal zu kurz geschnitten, so dass es ordentlich wehtat (das vergisst er nicht!), vielleicht hat der Hund schlechte Erfahrungen mit der Handhabung seiner Pfoten (durch Terarzt, Besitzer etc) gemacht, ist diese von klein auf einfach nicht gewohnt oder vielleicht mag der Hund es einfach nicht an den Pfoten angefasst zu werden.

Eigentlich ist es volkommen egal warum der Hund so reagiert, denn Tatsache ist, dass es für ihn keine angenehme Angelegenheit ist. Es ist immer wieder ein stressvolles Erlebnis, bei dem er sich jedes Mal in einem negativen emotionellen Zustand befindet und sogar nach Strategien sucht zu entkommen. Sei es Knurren, Beissen oder Zappeln. Fakt ist, es ist Stress. Und das muss die Krallenpflege nicht unbedingt sein.


In meinen Augen ist es unsere Pflicht als Hundehalter unseren Hunden zu helfen, sei es durch gezieltes Training oder durch das Finden von Alternativen. Denn die gibt es meistens, und dort wo es sie nicht gibt, ist es immernoch unsere Aufgabe die Probleme nicht zu ignorieren, sondern an ihnen zu arbeiten und unangenehme Situationen zumindest so angenehm wie möglich für unseren Hund zu machen.

In diesem Eintrag werde ich auf ein paar Alternativen zu der klassischen Krallenschere eingehen, das Scratchboard und die Nagelfeile. Ich werde auch erklären wie ich das Training mit Kiwi aufgebaut habe und vor allem, wie lange es gedauert hat bis sie entspannt und cool auf meinem Schoss liegen blieb und sich ihre Krallen feilen liess. Das hat nämlich einiges an Zeit und Geduld gebraucht.

Kiwi pflegt ihre Kratzer forlgendermassen: Erst kratzt sie selbst auf einem Scratchboard, bzw einem Blatt Sanpapier um ein Buch gewickelt, und wetzt sich so schon einmal grob ihre Krallen an den Vorderpfoten ab. Danach setzt sie sich auf meinen Schoss, schmeisst sich nach hinten, so dass sie angenehm liegt, und ich feile die Krallen an den Vorderpfoten nach. Diese wetzten sich nämlich, zumindest bei Kiwi, etwas ungleich auf dem Board ab. Die Krallen an den hinteren Pfoten feile ich ganz. Man kann dem Hund beibringen auch mit den Hinterbeinen zu kratzen, aber das ist etwas schwieriger, und, da die hinteren oft nicht so schnell wachsen, nicht unbedingt nötig.

Ich habe das Training nach folgendem Prinzip aufgebaut: Kiwi hat die Kontrolle. Sie entscheidet ob sie und wie schnell sie vorgehen möchte. Versucht man sie zu zwingen verschwindet sie in eine andere Welt und zeigt sehr deutlich, dass sie sich extrem unwohl fühlt und eine gute Zusammenarbeit ist somit nicht möglich. Das möchte ich nicht und habe deswegen versucht aus der ganzen Sache eine spassige Angelegenheit zu machen.

Angefangen hat alles mit einer Fussfeile, einer ganz normalen mit etwas Sandpapier drauf aus dem Drogeriemarkt. Daraus wurde nach und nach ein Bogen Sandpapier und dazu eine Feile. Kiwi fand es sehr schnell witzig selbst auf dieser Fussfeile rumzukratzen. Die Krallen wurden dadurch kürzer, ich kam meinem Ziel näher und Kiwi hatte das Gefühl selbst entscheiden zu können. Und genau das ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Kiwi hat das Gefühl der Kontrolle über ihren eigenen Körper und das stärkt. Gleichzeitig eröffnet es Möglichkeiten auch an tendenziell unangenehmen Situationen arbeiten zu können. Da so eine Fussfeile nicht wirklich gross ist wurde daraus ein Bogen Sandpapier. Auf dem kann mit beiden Pfoten gekratzt werden und dazu mit einer ganz anderen Kraft. Es geht also etwas schneller.

Sich es sich selbst auf meinem Schoss gemütlich zu machen und dort liegen zu bleiben war dann die nächste Übung. Das drauf setzten und hinlegen war eine Sache, das Liegenbleiben war auch in Ordnung, aber dann kam das Krallenfeilen dazu. Das hat ziemlich lange gedauert, ich glaube wir haben dafür mehrere Monate gebraucht. Denn die einzelnen Pfoten und Krallen festzuhalten, die Feile an die Krallen zu führen und zu feilen war am Anfang gar nicht in Ordnung.

Mit sehr viel Geduld, sehr guten Belohnungen und vielen kurzen Trainingseinheiten kamen wir aber zum Schluss ans Ziel. Und das sieht bei uns so aus:


Die eigene Frustration auushalten
Es ist nicht immer leicht selbst entspannt zu bleiben, wenn das Training nicht ganz so läuft wie man es sich selbst vorgestellt hat. Man ist leicht frustriert, wenn Hund nach hundert Trainingseinheiten es immernoch nicht gut findet, aber genau das müssen wir aushalten. Wir müssen uns noch einmal fragen ob wir an den Hund Anforderungen stellen, die wirklich für ihn einfach zu realisieren sind. Wir müssen das Traning so gestalten, dasss der Hund glücken kann und es zum grössten Teil auch tut. Konkret soll das heissen, dass von 10 Versuchen ungefähr 8 geglückt sein sollten. Wir müssen auch darauf achten uns innerhalb des Rahmens zu halten in dem der Hund sich wohlfühlt und gut mitarbeitet, ihn also nicht zu etwas zwingen und somit seine Grenzen überschreiten. Auch müssen wir immer wieder schauen, ob die Belohnung für den Hund auch wirklich interessant ist und wie gut wir im zur richtigen Zeit belohnen sind (wenn ich beim Zurückziehen der Pfote lobe und dann belohne verstärke ich genau das Verhalten, was ich nicht haben möchte), denn das ist ganz und gar nicht immer so einfach.

Mit unseren eigenen Gefühlen, zum Beispiel der Frustration und Ungeduld, zurechtzukommen ist unsere Verantwortung. Der Hund kann sonstwie unlogisch und „schwierig“ wirken, es geht hier darum dem Hund die Krallenpflege als das Beste der Welt zu verkaufen, und nicht alle Kunden sind gleich leicht zu überzeugen.

Soviel dazu, jetzt fangen wir mit dem Training an.

Das braucht ihr:
Sandpapier aus dem Baumarkt
Unsere Nagelfeile
  1. Richtig gute Belohnungen!
    Und da meine ich etwas, was euer Hund wirklich mag. Aber gleichzeitig auch nicht etwas, wofür er im Kreis rennt und total ausflippt. Ein zu aufgedrehter Hund hält vielleicht etwas schlecht still. 
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  3. Eine Unterlage auf der der Hund sich die Krallen abwetzen kann.
    Das kann ein Bogen Sandpapier und ein Buch sein, so wie wir das benutzen. Man kann aber auch eine Platte nehmen und das Papier darauf befestigen. Für grössere Hunde ist eine Platte wahrscheinlich besser und Sandpapier vielleicht zu dünn. Da kann eventuell Dachpappe helfen. Leider habe ich auf diesem Gebiet nur Erfahrung mit Hunden bis zu 10 kg und da hat Sandpapier immer gereicht.
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  5. Eine Nagelfeile
    Ich habe im Internet eine Feile bestellt, die für Acrylnägel verwendet wird und somit sehr grob ist. Schaut nach einer Feile mit einer groben Körnung zum Beispiel 100/180 Grit. Umso höher diese Zahl, umso gröber ist die Feile.
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  7. Viel Zeit und Geduld
    Wirklich viel Geduld, es kann manchmal echt dauern und frustrierend sein. Tief durchatmen!
     
  8. Einen Hund
    Könnt aber bestimmt auch mit anderen Tieren oder sogar Kindern funktionieren. Ein etwas müder, beziehungsweise ausgelasteter, Hund kann durchaus von Vorteil sein, aber bitte nicht beim Schlafen stören.
Dann kann gestartet werden. Ich starte so wie wir es machen, also mit dem Scratchboard, dann nehme ich mir das Klettern und hinlegen auf den Schoss vor und zuguterletz das Feilen. Wer nur feilen möchte überspringt einfach die nächsten Schritte.

Bevor wir anfangen nur schnell: das Training baut auf dem Prinzip der positiven Verstärkung auf. Das heisst, dass wir gewünschtes Verhalten (auf dem Board scratchen, Pfote stillhalten,..) bestätigen und verstärken (davon wollen wir mehr) und unerwünschtes (Pfote zu sich ziehen) ignorieren (davon wollen wir weniger. Ob ihr einen Clicker oder ein Wort benutzen wollt könnt ihr selbst entscheiden.

Und noch eine kleine Warnung: Krallenpflege kann so viel Spass machen, dass der Hund, wenn er das Scratchboard irgendwo findet, auch gerne alleine eine Runde pflegt und das sollte er nur unter Ausicht. Denkt also bitte dran immer alles wegzuräumen. Ich bin da mal von einem intensiven Kratzen geweckt worden...

SCRATCHBOARD
Kann der Hund mit seiner Pfote schon etwas berühren (wie zum Beispiel die Pfote geben) geht es wahrscheinlich etwas schneller. Wenn nicht, ist es aber auch nicht so schwer.

  1. Den Bogen auf den Boden legen und den Hund mit seinen Vorderpfoten auf den Bogen locken. Jedes Mal loben und belohnen, wenn der Hund auf den Bogen geht. Wenn der Hund schon Pfote gibt, ein paar Mal Pfote geben lassen und dann den Bogen dazwischen halten. Kommt die Pfote auf den Bogen loben und belohnen.
     
  2.  Nicht locken, einfach mal sehen ob der Hund von selbst den Bogen berührt. Tut er das, loben und belohnen. Genau das Gleiche gilt für Hunde die schon Pfote geben. Bogen hinhalten und abwarten.
  3. Immer wieder den Hund dafür belohnen die Pfote auf das Papier zu setzen/legen.
  4. Mit der Zeit den Bogen (ums Buch herum oder auf einer Platte) etwas schräger halten, so dass die Pfote etwas dran kratzt. Schön loben und belohnen.
     
  5. Der Hund kratzt einmal, abwarten und schauen ob er noch einmal kratzt. Loben und belohnen.
  6. Je nachdem wie oft/lange man möchte, dass der Hund kratzt verstärkt man jetzt nach zwei- bis dreimal kratzen.
VORSICHT! Den Hund nicht zu lange kratzen lassen. Die Krallen müssen regelmässig geprüft werden, so dass der Hund nicht zu viel wegschleift. Blutende Krallen sind kein Spass und absolutt zu umgehen. Auch auf die Ballen muss aufgepasst werden, da die sonst schnell wund gescheuert sind. Da finde ich hilft es das Board schräge zu halten.


ENTSPANNT AUF DEM SCHOSS
  1. Mit angewinkelten Beinen auf den Boden oder auf das Sofa setzen
     
  2. Hund mit einem Leckerlie auf den Schoss locken
    Das kann gerne so viel geübt und belohnt werden, dass der Hund freiwillig auf den Schoss springt.
     
  3. Hund mit dem Kopf zu sich sitzend auf dem Schoss platzieren
    Schön verstärken!
  4. Jetzt mit einem Leckerlie den Kopf nach oben und etwas nach hinten führen, so dass der Hund sich nach hinten lehnt und sich mit dem Rücken auf die Beine legt. Richtig doll loben und belohnen! Diesen Schritt sehr oft wiederholden. Und Eigeninitiative seitens des Hundes belohnen.
  5. Den Hund liegend immer wieder belohnen und die Zeit herauszögern.
  6. Kann der Hund entspannt auf dem Schoss liegen und dort auch eine Weile bleiben, fangen wir an die Pfoten anzufassen.



HANDHABUNG UND FEILEN DER KRALLEN
  1. Pfote anfassen, Hund zieht sie nicht zurück → Loben und Belohnung
    Eventuell ist es am Anfang genug die Pfote nur zu berühren. Will der Hund gar nicht angefasst werden kann man die Pfote ganz leicht mit einem Finger berühren, indem man berührt loben und belohnen. Bei manchen Hunden muss man ganz langsame und kleine Schritte machen. Weiter üben bis das Pfoteanfassen in Ordnung ist.
     
  2. Pfote etwas festhalten und fürs Stillhalten loben und belohnen
     
  3. Die Pfote untersuchen, die einzelnen Krallen angucken usw → Loben und belohnen
     
  4. Wenn das gut klappt, die Pfote mit der Feile berühren. Loben und belohnen.
     
  5. Die einzelnen Krallen festhalten, mit der Feile berühren und fürs Stillhalten belohnen.
     
  6. Findet der Hund das ok vorsichtig anfangen ein bisschen zu feilen. Loben und belohnen!
     
  7. Langsam anfangen etwas mehr zu feilen bevor das Lob und die Belohnung kommt.

Daran denken kurze Einheiten einzuhalten. Kurze Einheiten, in denen der Hund oft Erfolg hat, sind effektiver als zu lange, in denen der Hund die Anforderungen nicht erfüllen kann! Wenn es noch nicht so richtig klappt, einen Schritt zurück.

Nicht aufgeben!
Falls das Training sich ab und an etwas aufhängt und ihr das Gefühl habt es geht nicht weiter, nicht gleich verzweifeln. Manchmal braucht es etwas Zeit. Ich habe oft das Gefühl, dass da eine kleine Pause helfen kann. Versucht euer Ziel vor Augen zu haben, aber denkt dran, den Weg dahin gut aufzuteilen. Kleine Schritte, kleine Ziele – ein paar Schritte vor und ein paar zurück. Es gibt durchaus auch Tage an denen der Hund einfach keine Lust hat, das kennen wir alle selbst und sollten uns davon nicht entmutigen lassen. Es gibt Tage an denen Kiwi ganz und gar nicht in der Laune ist ihre Krallen zu machen, ich probiere es dann einfach am nächsten Tag und meist klappt es dann besser.

Wir wünschen euch ganz viel Glück beim Trainieren, gebt doch gerne eine Rückmeldung zu diesem Eintrag und lasst uns wissen, ob ihr mehrere solcher haben wollt!

Freitag, 7. September 2018

Schwabbelsitting

Ich sag euch Leute, so eine Horde kleiner Schwabbels ist echt anstrengend! Wir passen gerade auf diese Meute auf und, obwohl erst eine knappe Stunde vergangen ist, bin ich schon fix und fertig. Jetzt liegen sie glücklicherweise alle wie kleine Klöpse in der Gegend rum, machen komische Geräusche und pennen. Manchmal zucken die auch so ganz komisch, so als hätten sie keine Anfälle. Aber solange sie atmen und sich ab und an bewegen, ist laut Mama alles in Ordnung. Somit können Leela und ich uns etwas ausruhen und ich kann mich endlich eimal wieder bei euch melden.

Wir haben nämlich zur Zeit echt viel um die Ohren. Besonders weil Leela so grosse Probleme hat, dazu erzählt Mama euch aber selbst bald mehr. Sonst passen wir immernoch auch auf die Pferde einer Bekannten auf und versorgen diese jeden Abend. Mama schwimmt ganz fleissig ihre Runden, ich trainiere meine Suchnase und passe natürlich auf, dass Mutti nie langweilig wird. Beziehungsweise versuche ich sie auch etwas abzulenken, die denkt im Moment nämlich sehr viel nach und macht sich viel zu viele Sorgen.

So, jetzt zeige ich euch aber mal ein paar Bilder von den Schwabbels, die haben wir nämlich am Mittwoch gemacht. Euch wünsche ich einen schönen Tag!