Wie
einige von euch sicher schon mitbekommen haben, haben wir ja jetzt
eine kleine Schwester im Haus. Grosse Freude und alles ist perfekt?

Ganz
und gar nicht. Die kleine süsse Maus hat relativ kurz nach Ankuft
ihre Koffer ausgepackt und gezeigt was sie so alles an Gepäck dabei
hat. Vor ein paar Wochen packte sie noch einmal mehr aus und das
Chaos ist perfekt. Die Maus ist unheimlich unsicher und teilweise
sehr ängstlich, sehr leicht gestresst und überfordert, in vielen
Situationen total hilflos und hat im Allgemeinen grosse Probleme zur
Ruhe zu kommen. Gut sozialisiert ist sie definitiv nicht, und ich
frage mich was in ihrem alten Zuhause so alles passiert ist. Menschen
sind in Ordnung, andere Hunde überhaupt nicht. Zumindest am Anfang.
Neue Umgebungen und ganz normale Spaziergänge mit ihr sind eine
riesengrosse Herausforderung. Trennungsangst bringt sie auch mit, und
seit ein paar Wochen, stresst sie sehr beim Autofahren. Ich habe mit
anderen Worten die Hände voll. Zwar hat siche einiges an Unruhe in
den fast 3 Monaten, die sie jetzt bei uns ist, schon gelegt. Aber vor
uns liegen noch einige grosse Baustellen.
Kiwi
meistert das Ganze bisher überraschend gut. Ich bin beeindruckt wie
schnell sie raus hatte, dass Leela aus jeder Fliege einen Elefanten
macht. Oder wie man auf Norwegisch sagt: «Sie ruft wegen allem
Wolf!». Es gibt aber einige wenige Situationen in denen ich deutlich
sehe, dass es für Kiwi schwer ist ruhig zu bleiben und sich nicht
verunsichern zu lassen. In vielerlei Hinsicht ist Kiwi Leela eine
gute Stütze und ein gutes Vorbild. Kiwi ist in vielen Umgebungen,
speziell zu Hause, sehr entspannt. Wenn sie müde ist oder ihr etwas
zu viel ist, zieht sie sich einfach in ihren Schlafbereich zurück.
Das hat Leela sich mit der Zeit abgeguckt und macht es ihr nach.
Somit habe ich jetzt zwei Langschläfer, die man meist unter meinem
Bett wiederfindet. Auch jetzt auf der Hütte sitze ich plötzlich
ganz alleine auf der Veranda und die Mädels schlummern drinne im
Sofa.
Am
Anfang kam Leela bei uns im Haus sehr schlecht zur Ruhe. Ich habe
mehrere Tage den ganzen Tag mit ihr irgendwo rumgelegen, damit sie
sich endlich entspannen und etwas schlafen kann. Nachts ging es ganz
gut. Nach ein paar Wochen legte sie sich zu Kiwi unters Bett, und
inzwischen kann sie dort mehrere Stunden schlafen ohne die ganze Zeit
gucken zu müssen was ich mache. Auch im Garten ist sie inzwischen
etwas entspannter und bellt endlich nicht mehr wegen jedem Kleinkram.
Spaziergänge sind immernoch cirka unmöglich, sie bellt, fiept,
jault und rennt hektisch hin und her. Das ist eine der Situationen in
der ich sehe, dass Kiwi sich stressen/verunsichern lässt.
In
neuen Umgebungen, solange es nicht Spaziergänge sind, braucht sie
teilweise lange Zeit um sich zurecht zu finden. Fahren wir jemand
besuchen geht es relativ schnell gut, auf der Hütte jetzt auch.
Nehme ich sie aber woanders aus dem Auto um sie schnüffeln zu lassen
schafft sie maximal 5 Minuten ohne unruhig zu werden, meist an Orten
wo andere Menschen sind.
Anfangs
war das Autofahren kein grosses Problem. Sie wollte lieber mit Kiwi
zusammen in einer Box sitzen, da schien Kiwi nichts gegen zu haben,
also tut sie das seitdem. Sie sass am Anfang, legte sich aber nach
einer kurzen Zeit hin und schlief. Vor etwas über 3 Wochen fing sie
aber an am ganzen Körper zu zittern und zu hecheln, egal wie lange
wir fuhren. Das hat sich wieder etwas gebessert nachdem sie vor etwas
über einer Woche zur Behandlung bei einer Ostepathin war. Auch war
sie beim Hundesitter vorletzte Woche so unruhig, dass ich sie früher
abholen musste, denn sie beruhigte sich gar nicht. Das ist bisher nie
passiert und lies mich natürlich stutzig werden. Deshalb habe ich
sie tierärztlich, sowie osteopathisch untersuchen lassen, da ich mir
etwas unsicher bin ob sie wirklich einfach psychisch total
durcheinander ist, oder ob da eventuell mehr hinterstecken kann.
Bisher
haben wir nichts finden können, und auch die Ostepathin konnte
nichts auffälliges finden. Somit gehe ich davon aus, dass die
Probleme in der Psyche zu finden sind. Um ganz ehrlich zu sein macht
es die Sache nicht unbedingt leichter, denn es geht unheimlich
langsam vorwärts und in einigen Bereichen fast gar nicht. Eventuell
kann ich jetzt verstehen warum dieser Hund ein neues Zuhause
brauchte, hätte ich vorher gewusst was auf mich zu kommt weiss ich
nicht ob sie heute bei uns wäre.
Kiwi
und Leela verstehen sich total gut und sind teilweise einfach nur
zuckersüss zusammen. Doch leider sehe ich, dass Leela nicht der Hund
ist den Kiwi an ihrer Seite bräuchte. Und das einfach und alleine
aufgrund der Unruhe und Unsicherheit, die Kiwi teilweise selbst
verunsichert. Kiwi ist aber eigentlich auch nicht der Hund den Leela
an ihrer Seite bräuchte. Leela bräuchte jemand der so gelassen und
entspannt durch die Welt wandert, dass man beim Zugucken fast
einschläft. Und das ist Kiwi definitiv nicht. Leider.
Aber
auch wenn die Beiden einander nicht auf allen Gebieten gut tun, ist
die Kleine nun einmal jetzt bei uns und wir müssen das Beste draus
machen. Das heisst, dass wir im Moment unheimlich viel zu Hause sind
und wenig spazieren gehen, da Leela ungern lange im Auto warten
möchte. Ich gehe getrennt mit den Mädels, da mir das Risiko, dass
Kiwi auch anfängt alles anzukläffen, einfach zu hoch ist.
Regelmässig fahre ich an Orte wo die Mädels ordentlich laufen und
sich austoben können, denn Kiwi braucht ihren Auslauf und kommt da
im Moment etwas zu kurz. Wir fahren immer wieder an neue Orte um dort
eine kleine Runde zu schnüffeln und damit Leela sich an neue
Umgebungen gewöhnt. Das Autofahren bauen wir neu auf, doch leider
gibt es immer mal Situationen in denen ich es nicht umgehen kann.
Nach der Behandlung kommt sie glücklicherweise etwas besser damit
klar.
Das
Zuhause alleine bleiben üben wir natürlich auch vorsichtig, dort
sind wir aber noch sehr am Anfang. Im Vordergrund stand erst einmal
sie bei uns ankommen zu lassen und sich endlich entspannen zu können.
Andere Hunde trifft sie immer wieder mal, aber nur in kontrollierten
Umgebungen und sehr selbstsichere und freundliche Hunde. Denn anderen
Hunden gegenüber ist dieser kleine Zwerg eine Katastrophe.
Zwar
bin ich darauf eingestellt einiges mit dieser Maus zu arbeiten, muss
aber auch ehrlich zugeben, dass unsere Lebensqualität sehr darunter
leidet. Für eine gewisse Zeit sollte man immer drauf vorbereitet
sein sich anpassen zu müssen, wenn ein neuer Hund in das Leben
tritt. Doch merke ich, besonders dadurch, dass ich alleine bin, dass
wir plötzlich fast gar nichts mehr von dem, was wir normalerweise
unternehmen, machen können. Leela wird es einfach zu viel und das
zeigt sich meist auch lange nachdem wir wieder zu Hause sind.
Natürlich
meldet sich immer wieder der Gedanke ob es Leela woanders vielleicht
besser gehen könnte, doch möchte ich sie natürlich ungern wieder
abgeben. Besonders wenn sie so schlecht mit der Welt klar kommt.
Doch muss ich auch an Kiwi und mich denken. Deshalb habe ich
beschlossen mir den Sommer anzugucken wie sich die Dinge entwickeln,
damit meine ich natürlcih nicht, dass ich erwarte, dass alle
Probleme sich lösen. Aber ich hoffe zu sehen, dass sie sich besser
und besser, in kleinen Schritten, an unser Leben anpassen kann. Hört
sich vielleicht drastisch und hart an, aber erst einmal gehe ich
davon aus, dass wir das irgendwie hinkriegen und dieser kleine Floh
für immer bei uns bleibt.